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星期三, 9月 03, 2014

南德意志报8月23号报道苏雨桐与德国之声争议事件

#苏雨桐事件 南德意志报8月23号在版面第42页"媒体"上刊登与苏雨桐女士的访谈,题为:"现在我要为反这个辞退去上法庭" 。

http://epaper.sueddeutsche.de/app/service/epaper-mobil/article.php?id=2197697&etag=1408744800
Mobile Ausgabe vom 23.08.2014
Süddeutsche Zeitung

„Ich werde jetzt gegen die Kündigung vor Gericht gehen"

Die Journalistin Su Yutong über ihre Entlassung bei der Deutschen Welle und den Einfluss von Chinas Regierung in Deutschland

SZ: Frau Su, Sie nennen Ihre Entlassung politisch, die Führung der Deutschen Welle widerspricht und sagt, Sie hätten im Streit um den Chinakorrespondenten und DW-Kolumnisten Frank Sieren, der das Tiananmen-Massaker als „Ausrutscher" bezeichnet hatte, Redaktionsinterna auf Twitter veröffentlicht.

Su Yutong: Es gab starke Proteste gegen Frank Sierens Tiananmen-Kommentar. Viele unserer Hörer, darunter prominente Bürgerrechtler, fanden ihn skandalös. In der Redaktion hielten wir deshalb am 16.Juni eine Versammlung ab. Die DW-Führung teilte uns mit, Sieren sei ein angesehener Chinaexperte und man werde an ihm festhalten: Die DW dürfe „kein Dissidentensender" sein. Ich bitte Sie: „Dissident" ist ein Begriff, mit dem Chinas Regierung Leute belegt, die sich nicht scheuen, die Wahrheit zu berichten. Soll das journalistische Ausgewogenheit sein, wenn man das Aussprechen unschöner Wahrheiten ausbalanciert mit der Verherrlichung der KP à la Sieren? Ich finde nicht. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich das nach draußen tragen werde. Das ist eine Angelegenheit des öffentlichen Interesses.

Die DW sagt, es gehe um die Vielfalt des Wortes. Immerhin ließ der Sender Ihren Kollegen Chang Ping auf der Website des Senders eine Erwiderung auf Frank Sieren schreiben.

Soll ich Ihnen sagen, wie viele Kolumnen Frank Sieren seit seiner Einstellung im Februar geschrieben hat? Mehr als 80. Und wissen Sie, wie viele Meinungsstücke Chang Ping im gleichen Zeitraum schreiben durfte? Exakt zwei. Viele Kollegen bei der DW sehen das so wie ich. Aber viele schweigen.

Warum?

Das Klima hat sich geändert. Bevor Peter Limbourg im Oktober letzten Jahres sein Amt als Intendant antrat, kam er in unsere Redaktion. Er erzählte uns, dass er gerade Chinas Botschafter in Deutschland besucht habe. Und er sagte, er hoffe, wir würden aufhören, ständig nur Chinas Regierung zu kritisieren, es geschähen doch viele gute Dinge in China.

Ihr auf ein Jahr geschlossener Vertrag läuft offiziell bis Ende Dezember. Schreiben Sie noch?

Ich darf nicht mehr. Die Kündigung kam Knall auf Fall am Dienstag. Die Programmdirektorin rief mich zu sich. Ich musste sofort den Senderausweis abgeben, hatte eine halbe Stunde Zeit, um unter Aufsicht meine Sachen zu packen, konnte mich nicht einmal verabschieden von Kollegen. Sie bezahlen mich noch bis Dezember, wollen aber nichts mehr von mir veröffentlichen.

Was werden Sie nun tun?

Ich mag Deutschland, hier wurde mir viel geholfen, auch von der Deutschen Welle. Ich bin in einem Rechtsstaat, ich darf frei sprechen. Das ist so anders als in China, und dafür bin ich dankbar. Ich werde jetzt vor Gericht gehen. Ich meine: Ich muss gehen, Herr Sieren schreibt weiter. Ich will exakt wissen, warum das so gelaufen ist. Aber am wichtigsten wäre, hier in Deutschland ginge endlich die Debatte los über Chinas KP und die Mittel, mit denen sie sich wachsenden Einfluss im Ausland verschafft.

Interview: SZ
Su Yutong, 38, arbeitete in Peking als Journalistin und für NGOs. 2010 floh sie vor einer drohenden Verhaftung nach Deutschland. Die Deutsche Welle kündigte ihr diese Woche: Das Vertrauensverhältnis sei „zerstört". Foto:privat



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